Auf der Suche nach dem Frühling strömten die Besucher zur Verbrauchermesse kulinart in die Phoenixhalle im Römer-kastell in Stuttgart-Bad Cannstatt. Die einen ganz gezielt auf Einkaufstour, die anderen auf intuitiver Entdeckungsreise. Mehr als 70 Aussteller aus der Region, von Marokko über die Alpen und die mediterranen Märkte bis Ceylon präsentierten an zwei Tagen ausgesuchte handwerkliche Köstlichkeiten und Spitzen-Design. Ein Marktplatz erlesener Köstlichkeiten mit stilvollem Design, der in diesem Jahr mehr als 5.000 Besucher inspirierte.
Garten-Stylist Michael Kupka plädiert dafür, dass man in den Garten ziehen sollte und präsentiert das passende Equipment. Der European Outdoor-Chef ergänzt mit genialen Tipps zum Grillen. Wie wäre es mit einem glasierten, mit Chips getrüffeltem Hackbällchen – Outdoor ist einfach angesagt, das findet auch Heiko Waidelich von der gleichnamigen Sägemühle in Waldenbuch. Die Menschen sind in Umbaulaune. Sie investieren inzwischen draußen genauso wie drinnen. Albert Holz, der begnadete Designer aus Burgstall, steht bei kulinart persönlich hinter seinen intelligenten Stehgarnituren aus Thermoesche.
Sandner-Früchte, ein Frische-Importeur edler Früchte aus Italiens Gärten ist eine frühlingsfrische Offenbarung. Zum Probieren gibt es ein mild-fruchtiges Carpaccio von der Cedri-Zitrone und eine grüne Geschmacksexplosion namens Rucola. Im Angebot sind wackelpuddinggrünes Zitronat am Stück, Artischocken in allen Varianten, Tropea-Zwiebeln, die wöchentlich mit der Ernte wachsen bis sie saisonal von anderen Sorten abgelöst werden. Ein paar Schritte weiter „plaisir des sens“ aus dem Elsass mit Türmen bonbonfarbener Vanilleplätzchen aus der eigenen Produktion. kulinart frühling geht ans Eingemachte mit variantenreichen Soßen, handgemachten Marmeladen und Chutneys nach traditionellem Rezept.
Prominent präsentiert: die Aroma-Nische mit raffinierten Vanille-Kompositionen und der Frage nach: „Alles Chili?“ Und Roshan Pereira von der Ceylon Spice Corporation ist einfach immer wieder begeistert vom Stuttgarter Publikum. Seine Premieren-Produkte in authentischer Qualität direkt aus Sri Lanka, liefen ihm schon in den ersten Minuten der kulinart aus der Hand. Ein ganz tolles, wunderschön angenehmes und gutgelauntes Publikum und wahnsinnig viel los findet auch Susanne Lohrmann vom Stuttgarter Fashion-Store TwentyTwo atemlos.
Schade eigentlich, dass der Spediteur eine Charge nicht liefern konnte. Sanviva ohne den seltenen Pecorino und Mini-Duelatti-Käse. Dafür gibt es bei kulinart eine Entdeckung von den Märkten der Emilia Romana: die hauchzarte, extrem magere Salami aus Culatello-Schinken und eine wandelbare Spezialität direkt aus Siena, „Panforte“. Ein gehaltvoller, gaumenzarter Kuchen aus Kakao, Haselnüssen und kandierten Kirschen, gerne als Beilage zu Käse gereicht oder als Antipasti, mit Speck umwickelt und knusprig angebraten.
Bei „Alpenweit“ vom Killesberg stehen montane Zirben-Produkte im Vordergrund. Über den Rand einer mit Spänen gefüllten riesigen Holzschale aus einem Stück fühlen Hände und lassen sich von den wohltuenden Eigenschaften des Materials inspirieren. Der Drechsler ist womöglich einer der letzten Einsiedler aus einem Ableger des Pustertals. Culinaria Zoller aus Freiburg hat in Großballonen auf Eiche gereiften, alten Balsam-Essig aus dem Schwarzwald mitgebracht. In der spanischen Ecke, bei Tapas-Fee Ana de la Rubia und Abanico schwelgen die Geister zwischen den frühlingsfrischen Noten rassiger spanischer Degustationen und 5-Sterne-Pata Negra aus Salamanca, von dem genau 6.000 Stück im Jahr produziert werden. Der traditionelle Iberico-Schinken reift 36 Monate, nicht mehr und nicht weniger fachsimpelt Reiseveranstalter und Spezialitäten-Importeur Juan Martinez Redondo. Nebenbei verabschiedet er den spanischen Vizekonsul und freut sich über ein gutes Geschäft.
Noch eine Premiere bei kulinart: Die Fellbacher Spezialitäten-Bäckerei Grau in hochkarätiger Besetzung, die am liebsten selbst an jedem zweiten Stand was kaufen könnten. Konditormeister Stefan Pauly ist beeindruckt: „Die Leute kommen mit eigenen Ideen, sie lassen sich gerne beraten, sind sehr interessiert, probieren gerne und kaufen auch gerne.“
Ein Exot im Raritäten-Kabinett der vierten kulinart frühling ist der drei Jahre gelagerte „Rhum-Lieu“ aus Martinique. Er stammt von kleinen landwirtschaftlichen Manufakturen und wird in eigenen Destillen aus der Ernte eines Jahrgangs gebrannt. Eine alte afro-französische Traditionsmarke, die Ute Cramer seit kurzem mit drei Freunden importiert. Die Schlange an der Theke von Esther Wiemanns Käsekontor wird am Sonntag immer länger, weil der Blick ins Kühlregal verrät, dass der selbstgemachte Frischkäse bald ausverkauft sein wird. Und Reiner Broch strahlt unter seiner Schiebermütze überglücklich: Mit seinem aktuellen Haselnussbrand hat der Traditionsbrenner aus Wachendorf bei der internationalen Verkostung in Wien die Auszeichnung „Edelbrand des Jahres“ geholt. Von 14 eingereichten Bränden und Geisten wurden bei der Destillata elf mit Medaillen dekoriert.
Am 15. und 16. November 2014 geht es dann weiter mit dem zehnjährigen Jubiläum in Stuttgart. Bleiben Sie am Ball und besuchen Sie unsere Aussteller auch einmal in ihren Läden – ob reell oder virtuell – eins ist gewiss: die Aussteller freuen sich auf Sie.